Damals vs. Heute
Klassische Regeln des Storytellings vs. Dramaturgie der Systeme
Um die Vorzüge der Dramaturgie der Systeme besser zu beschreiben, werde ich auf paar Gedanken und Erkenntnisse von Roland Zag aus seinem grandiosen Dramaturgie-Buch „DIMENSIONEN FILMISCHES ERZÄHLENS“ (Verlag Herder GmbH) eingehen, von dem ich die Erlaubnis bekommen habe, sein „Regelwerk“ hier vorzustellen und welches Hand in Hand mit meinen eigenen Überlegungen zur Systemdramaturgie aus der Sicht eines Filmregisseurs und Autors einhergeht.
Roland Zag unterscheidet dabei in drei Kategorien, die die moderne Entwicklung des Storytellings gut beschreibt:
⚡️ Klassische Regeln des Storytellings -> Regeln fürs 21 Jahrhundert -> Dramaturgie der Systeme
Dabei beziehen sich die „Dramaturgie der Systeme“ stets auf die dritte Konfliktebene, die der Umwelt, die ich im letzten Post „Einführung“ näher beschrieben haben.
Schauen wir uns mal an, wie eine konkrete Regel, die dem Wandel der Zeit unterliegt, für die gelungene Dramaturgie eines Unternehmensfilm hinzugezogen werden kann.
1. Klassische Regel des Storytellings:
Das Mitgefühl gehört dem Protagonisten
2. Regeln fürs 21. Jahrhundert:
Das Mitgefühl gehört den Protagonisten und dem sozialen Ganzen
3. Dramaturgie der Systeme:
Das Mitgefühl gilt den Individuen in ihrem Kampf gegen die abstrakten Strukturen
Wir erahnen schon, dass die dritte, moderne Variante ein tieferes Mitgefühl bei den Zuschauenden in Film und Serie erreichen wird als die „bestehenden“ Modelle.
Wie können wir jedoch diese dritte Aussage für einen gelungenen Unternehmensfilm heranziehen, um das Employer Branding und die eigene Arbeitgebermarke in Social Media zu stärken?
Indem wir diese dritte Regel in ihrer Aussage umkehren:
💡 Ein Unternehmensfilm, der die eigenen „abstrakten“ Strukturen transparenter, empfindsamer, menschlich nachvollziehbar darstellt und in ihrer Sinnhaftigkeit (mit den Mitarbeitenden) bestätigt, wird auf die potenziellen Bewerber:innen nachhaltiger wirken.
Das Besondere der Systemdramaturgie ist, wenn wir für den eigenen Unternehmensfilm die dritte Regel auf den „Kopf“ stellen, dass der (zukünftige) Mitarbeitende, nicht mehr das Gefühl hat, einen sinnlosen Kampf (innerhalb eines Unternehmens) zu führen, sondern ein Teil der Lösung ist, um die Welt etwas besser zu gestalten.